Die Maschinerie umbauen

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In der Corona-Krise wurde in vielen Staaten mit den verordneten Massnahmen massiv in das gesellschaftliche System eingegriffen und dieses sogar infrage gestellt. Regierungen unternahmen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr  praktizierte  Eingriffe  in  das  politische,  gesellschaftliche  und  wirtschaftliche Leben. Exekutiven setzten die Demokratie für einige Zeit ausser Kraft, schalteten die Parlamente aus, setzten Volksabstimmungen ab und hoben Menschenrechte wie die Versammlungs-, Vereins- und Bewegungsfreiheit auf. In angstgenährter Schockstarre und im allgemeinen nationalen Schulterschluss war Kritik am staatlichen Handeln verpönt. Die politisch entmündigten  BürgerInnen  wurden  zum  partiellen  Konsum-,  Auto-  und  Flugverzicht  gezwungen.  Die  Ausgangssperre  nahm  vielerorts  totalitäre  Züge an und mutete wie eine «Generalprobe für die zukünftige Klimakatastrophe» (Behrisch 2020) oder ein «Feldversuch zur Verfassungseinschränkung mit Konsens» (Schölzel 2020, 8) an.

In der Wirtschaft ergriffen Regierungen Massnahmen, die bisher als systempolitische Todsünden gegolten hatten. Der Kapitalismus und seine Marktlogik wurden für kurze Zeit ausgeschaltet.

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