Die neue krise der Städte. Zur Wohnungsfrage im 21. Jahrhundert.
Das kleine Buchformat täuscht: Die gut 150-seitige Auslegeordnung über die Herausforderungen und Anachronismen der Wohnbaupolitik sowie die individuellen Ansprüche ans Wohnen beinhaltet eine geballte Ladung an historischen Querverweisen, Analogien, Hintergründen und Denkanstössen. Die Lektüre fordert den Leser, die Leserin. Die Übersicht zu behalten ist nicht immer einfach angesichts der zahlreichen Ebenen und Zugänge zur Thematik. Im Zentrum stehen nicht nur Fragen nach dem Recht auf Wohnen, das im Widerspruch steht zu Boden- und Immobilienbesitz, sondern auch grundsätzliche Überlegungen zur Rolle von Heimat, Wohnen und urbanem Leben. Der Autor holt weit aus. Ernst Hubeli, ehemaliger Professor und Leiter des Instituts für Städtebau an der Technischen Universität Graz, Chefredaktor der Fachzeitschrift Werk und Mitinhaber des Architekturbüros Herczog Hubeli in Zürich, kann aus dem Vollen schöpfen. Und tut dies mit grosser Lust. Schon im Einführungskapitel spannt er den Bogen von Homers Volksepos mit Odysseus’ Heimkehr ins Ehebett unter dem Olivenbaum über Friedrich Engels’ Schilderungen des Wohnungselends im London des 19. Jahrhunderts bis zu Martin Heideggers Definition von Wohnungsnot als «Heimatlosigkeit der Menschen». (...)