Die Organisationsfrage neu stellen

Cornelia Hildebrandt
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Zur Krise der LINKEN in Zeiten grundlegender Umbrüche
Während sich zahlreiche Papiere zur LINKEN vor allem mit ihrer programmatischen und strategischen Verfasstheit beschäftigen, mit ihrer Rolle im politischen System und ihren Wählerpotenzialen, sind Analysen der Organisationsentwicklung der Partei eher selten. Dabei ist gerade bei den Parteien der radikalen Linken die Organisationsfrage traditionell an ihre strategische und politische Ausrichtung gebunden. Kommunistische Parteien konnten zum Beispiel nur dann Mitglied der Kommunistischen Internationalen (KI) werden, wenn sie sich als «Partei neuen Typs» und politische Avantgarde des Proletariats zur Errichtung der Diktatur des Proletariats nach sowjetischem Vorbild verstanden und sich zum Organisationsprinzip des demokratischen Zentralismus sowie dem Marxismus-Leninismus als ihrem verbindlichen ideologischen Fundament bekannten.
Diese Verbindlichkeit bekam mit den ersten Auflehnungen gegen den Stalinismus Risse.1 Aber erst nach der Niederschlagung des ungarischen Aufstands und mehr noch des Prager Frühlings 1968 begann ein Prozess der ideologischen und politischen Ausdifferenzierung kommunistischer Parteien bis hin zur Herausbildung der eurokommunistischen Parteien in den 1970er-Jahren. Es ging diesen um die Erneuerung der kommunistischen Bewegung, demokratische und freiheitliche Wege zum Kommunismus und ein an diesem Ziel orientiertes Organisationsmodell (Neubert 2002, 137). Es entstanden linke kommunistische Volksparteien wie die Kommunistische Partei Italiens (KPI) mit ihren fast zwei Millionen Mitgliedern Ende der 1960er-Jahre.
Heute sind die meisten Linksparteien in Europa vom Charakter der Volksparteien weit entfernt. Vielleicht liessen sich die zyprische AKEL und