Eine neue Wende - Gewerkschaften und soziale Bewegungen

Roland Herzog, Hans Schäppi
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Mit dem Ende des Fordismus verloren die Gewerkschaften an Stärke und Einfluss. Vor allem in den letzten vier Jahrzehnten sank der Organisationsgrad markant. Dagegen erlebten neue soziale Bewegungen einen teilweise spektakulären Aufschwung. Sie aktivierten viele, vor allem junge Menschen, experimentierten mit neuen Aktionsformen und zeichneten sich durch breit beachtete Mobilisierungen aus. Dies erklärt sich aus den tiefgreifenden Veränderungen in den kapitalistischen Gesellschaftsformationen.
Mit dem seit den 1980er-Jahren dominierenden Neoliberalismus reduzierten sich bisherige Normalarbeitsverhältnisse, die Deregulierung führte zu verstärkter Prekarität, die Digitalisierung brachte neue Arbeitsformen und zunehmende Verunsicherung; weitere gesellschaftliche Widersprüche öffneten sich, beispielsweise hinsichtlich Geschlechterverhältnissen, der Klimaerhitzung oder in der Wohnungsfrage, sicherlich auch in Bezug auf die Demokratie. Und nicht zuletzt lässt sich allgemein eine verbreitete Zunahme von Zukunftsängsten feststellen, angetrieben von verschiedenen Krisentendenzen, den Erfahrungen mit der Coronapandemie oder mit bellizistischen Entwicklungen.
All diese Veränderungen in der Produktion und Reproduktion von Gesellschaften hatten Auswirkungen auf die nationalen und globalen Klassenzusammensetzungen. Organisierte Interessen waren einer stärkeren Zerklüftung und Zersplitterung ausgesetzt. Mit den krisenhaften Entwicklungen der letzten Jahre akzentuierten sich gleichzeitig die hegemonialen Schwächen des Neoliberalismus, und vermehrt breiteten sich ultrakonservative bis reaktionäre politische Strömungen aus.

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