Hannes Hofbauer / Stefan Kraft (Hg.): Lockdown 2020

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Auf dem Cover ein Globus mit Maske. Ein Symbolbild, das Anfang des Jahres 2020 noch niemand verstanden hätte. Seither ist die Corona-Pandemie zu einem dominierenden Thema geworden. Sie hat die Welt tatsächlich verändert – und tut es immer noch. Regierungen verordnen drastische Massnahmen, zum Schutz der Bevölkerung, wie es heisst. Oder wird das Virus bloss benutzt, um Veränderungen in der Gesellschaft voranzutreiben, wie dies der Untertitel des Buches suggeriert?

Die Frage polarisiert. Wer sie stellt, läuft Gefahr, als «Coronaleugner» und «Verharmloser» diffamiert zu werden. Die Herausgeber von Lockdown 2020 stellen sie trotzdem und begeben sich damit auf eine Gratwanderung. Ihre Intention formulieren sie im Vorwort: Sie hätten sich entschlossen, «18 namhafte, mutige Stimmen zu versammeln, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Frage nachgehen, wie der Kampf gegen eine Virusverbreitung politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich instrumentalisiert wird [...]. Einigkeit der Autorinnen und Autoren dieses Bandes besteht darin, diesem Vorhaben entschieden entgegenzutreten.» (S. 8) Dabei spielt eine untergeordnete Rolle, wie gefährlich das Virus für die Gesundheit der Menschen tatsächlich war und ist. Für eine diesbezügliche Einschätzung war es wohl im Sommer 2020, als die Beiträge für das Buch geschrieben wurden, definitiv noch zu früh. Unabhängig davon geben die vorliegenden Einblicke in die durch die Pandemie ausgelösten Reaktionen und Massnahmen jedoch wichtige und zuweilen kontroverse Denkanstösse.

Das Fazit nach der Lektüre: Die Corona-Pandemie ist das Resultat der neoliberalen Entwicklungen, des Raubbaus an den Ressourcen und der globalen wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Sie hat die Gesellschaft nicht grundlegend verändert, sondern bestehende Probleme sichtbarer gemacht, vergrössert und verschärft. Oder, wie es Bernhard Heinzlmaier in seinem Nachwort zusammenfasst: «Die Corona-Krise hat keine neuen Möglichkeitsräume eröffnet, sondern im Gegenteil alte Widersprüche und Problemlagen verschärft. Die primären Opfer der Corona-Krise sind wie immer in der Geschichte des Kapitalismus die einfachen Menschen.» (S. 244)