Hegemonie und aktuelle Geopolitik

Michael Graff
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Eine Einordnung aus linker Sicht


Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die historische Herausbildung der aktuellen geopolitischen Situation und versucht eine Einordnung aus linker Sicht.
Zentral ist dabei das Konzept der Hegemonie. Altgriechisch «Hegemon» bedeutet «Anführer». Die Politikwissenschaft versteht darunter dominante Staaten, deren Einfluss vor allem auf der Kombination von wirtschaftlicher Stärke und militärischer Macht und der erkennbaren Bereitschaft beruht, diese auch einzusetzen. Unter «Geopolitik» sind Strategien zur Machtausübung ausserhalb des eigenen Territoriums zu verstehen, also der Zugriff auf Menschen, Ressourcen und Märkte. Hegemonie beruht dann auf erfolgreicher Geopolitik. Da militärische Gewaltbereitschaft kostspielig ist, erfordert Hegemonie auf Dauer die Bereitschaft der pro forma Unabhängigen, tatsächlich aber Dominierten, sie zu akzeptieren, wofür diese die Teilhabe an sogenannten «Clubgütern» erwarten (Nesmashnyi 2023). Dies sind in erster Linie militärische Sicherheitsgarantien, aber auch wirtschaftliche und kulturelle Integration oder Teilhabe können wichtig sein. Hegemonie währt nicht ewig. Ist, wenn eine aufstrebende Macht einen etablierten Hegemon bedroht, Krieg unvermeidlich (Thukydides-Falle)? Insbesondere in den USA ist die Einschätzung verbreitet, dass die Konfrontation mit China schon begonnen hat (Lachmann 2023). Wie ist es dazu gekommen?