Junge Erwachsene im Emmental
Alltag zwischen Mobilität, Beständigkeit und Lokalität
«Wir haben zwei Autos. Müssen zwei haben, so abgelegen wie wir sind. Es ist zwingend notwendig und wir brauchen sie täglich. Meistens sind beide fort, manchmal fahren wir drei bis vier Mal ins Dorf runter, weil wir halt Kinder abholen müssen [oder] Kinder bringen für irgendwelche Hobbys, für in den Kindergarten, für in die Schule am Mittag – weil es sonst nicht reicht, den Schulweg zu Fuss zu machen.» (Esther, 31 Jahre)
Dieses Zitat von Esther macht deutlich, dass Mobilität in ihrem Alltag im abgelegenen Emmental einen strukturierenden Charakter hat. Neben Mobilität sind es aber auch aufrechterhaltene Traditionen und die emotionale Bindung zum Ort, die den Alltag von jungen Erwachsenen im ländlichen Raum konstruieren. Junge Erwachsene, die seit jeher im Emmental leben und nicht vorhaben, in Zukunft wegzuziehen, sind in diesem Kontext eine relevante Bevölkerungsgruppe, weil sie sich mit der Frage «Bleiben oder Gehen» bereits auseinandergesetzt und bewusst ihren Lebensmittelpunkt im Emmental gewählt haben. Die Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen mobilen und beständigen Elementen in ländlichen Räumen wurden mittels qualitativer Interviews mit fünf jungen Erwachsenen im Alter von 24 bis 34 Jahren ermittelt (Schwabe 2020).