Kapital und Ideologie.
Er war ein Überflieger. 1971 geboren und aus vermögenden Verhältnissen stammend, studierte Thomas Piketty an der École Normale Supérieure, einer der prestigeträchtigsten Eliteschulen Frankreichs. Seine Dissertation, die er bereits 1993 in sehr jungem Alter abschloss, erstellte er im Rahmen eines europäischen Doktoratsprogramms für Wirtschaftswissenschaften an der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) und an der London School of Economics (LSE). Anschliessend war er als Assistenzprofessor am Massachusetts Institute for Technology in den USA tätig, bevor er nach Frankreich zurückkehrte und Studienleiter am nationalen Forschungszentrum CNRS wurde. 2005 beauftragte Premierminister Dominique de Villepin ihn mit der Gründung einer neuen Wirtschaftshochschule in Paris: Die Paris School of Economics (PSE) entstand durch die Fusion der Forschungsabteilungen mehrerer renommierter Hochschulen und setzte sich das Ziel, mit der angelsächsischen Konkurrenz rivalisieren zu können. Nach drei Jahren in der Leitung dieses Projekts beziehungsweise als erster Direktor der PSE gab Thomas Piketty dieses Amt wieder ab, um sich vermehrt der eigenen Forschung widmen zu können. Aus dem Überflieger ist ein Schwergewicht im Feld der Wirtschaftswissenschaften sowie ein öffentlicher Intellektueller geworden. Entscheidend für seine internationale Reputation war die Veröffentlichung des Buchs Das Kapital im 21. Jahrhundert (2013 im französischen Original erschienen, 2014 auf Englisch und Deutsch), in dem Thomas Piketty die langfristige Entwicklung der wirtschaftlichen Ungleichheiten dokumentiert und die These vertritt, dass die Kapitalrendite über dem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum liegt, was zu einer steigenden Konzentration der Vermögen führt.
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