Menschenwürde hört beim Algorithmus nicht auf

Body

«Je mehr ihr über den Gewichtsverlust von Adele twittert, desto weniger Zeit haben wir für die Diskussion, wie wir Jeff Bezos’ Reichtum enteignen können.»

Julia Claire, Schriftstellerin, New York

 

Jeffrey Preston Bezos ist Gründer und oberster Chef des Handelsriesen Amazon und gilt inzwischen als reichster Mann der Welt. 1994 in den USA als Online-Buchversand gegründet, ist Amazon heute ein riesiger Mischkonzern, der als Einzelhändler, Logistiker, Internetplattform, Musik- und Videostreaming-Anbieter, Filmproduzent und Zeitungsverlag nach eigenen Angaben weltweit rund 840 000 Menschen beschäftigt, davon mehr als 590 000 im Stammland USA und 115 000 in Europa. In Deutschland zählt Amazon zwischen 13 000 und 20 000  festangestellte Vollzeitbeschäftigte,  hinzu kommen vor allem im Weihnachtsgeschäft Tausende befristet angestellte Arbei-terinnen und Arbeiter. Den Umsatz bezifferte der Konzern 2019 auf 280,5 Milliarden US-Dollar. Damit ist die Finanzkraft von Amazon vergleichbar mit dem Bruttoinlandsprodukt ganzer Länder wie Portugal oder Vietnam. Bezos gehört ausserdem zu den Profiteuren der Corona-Krise. Schon Mitte April 2020 war sein Vermögen Medienberichten zufolge um weitere 24 Milliarden auf 138,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Hintergrund dafür ist der erhöhte Bedarf nach Liefer- und Onlinediensten während der Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Dieser hat Amazon eine Umsatzsteigerung um 26 Prozent beschert, wovon drei Viertel auf die Computercloud-Tochter Amazon Web Services (AWS) entfielen.

(...)