Rückkehr zu Gemeinsamer Sicherheit - trotz alledem?
Jahrzehnte hindurch war im Kalten Krieg die Gefahr eines grossen Nuklearkrieges gewachsen. Präsident Reagan hatte in seiner ersten Amtsperiode den «Krieg gegen das Reich des Bösen» ausgerufen. Der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan 1979 bot ihm willkommenen Anlass. Mit seiner Star-Wars-Rede vom 23. März 1983 startete er die Strategische Verteidigungsinitiative SDI (Strategic Defense Initiative). SDI sollte in Kombination mit weltraumgestützten Offensivwaffen zum Abwehrschirm gegen sowjetische Interkontinentalraketen werden. Aber die Verwirklichung des SDI-Programms hätte die wechselseitig gesicherte Zweitschlagfähigkeit und damit das seit Jahrzehnten existierende Gleichgewicht des Schreckens aufgehoben. Die Sowjetunion wäre in die Versuchung geraten, durch einen eigenen atomaren Erstschlag der Einsatzfähigkeit von SDI zuvorzukommen. Abschreckung galt beiden Seiten als die Doktrin letzter Instanz zur Verhinderung eines grossen Krieges. Aber sie selbst drohte zugleich, in ihn hineinzuführen.
Mitten in dieser dramatischen Gefahrenlage fanden verantwortungsvolle Politiker und Wissenschaftler die Kraft, gegen die vorherrschenden bellizistischen Anschauungen und Praxen ein «Neues Denken» hervorzubringen und ihm realen Einfluss in der internationalen Politik zu verleihen. In der zweiten Hälfte der 1980er- und in den 1990er-Jahren kam es zu wichtigen Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträgen. Die Strategie der Abschreckung blieb weiter bedrohlich. Aber als einzig mögliche Alternative zum Denken in Kategorien der Hochrüstung, Kriegsdrohung und Kriegsführung trat daneben das Konzept Gemeinsamer Sicherheit.
Es besteht eine grosse Kluft zwischen der damaligen verantwortungs-