Schulden als neokoloniale Ausbeutung

KEESA
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Die Zeitungsmeldung von Ende Mai 2021 liess aufhorchen. Weltbank-Präsident David Malpass hatte die privaten Geldgeber aufgefordert, dem arg verschuldeten Tschad die Schuldenlast zu verkleinern, und dabei explizit den Zuger Rohstoffkonzern Glencore genannt. 300 Millionen Franken hat Glencore dem Land an Krediten gewährt, rückzahlbar in Erdöl (Brouzos 2021). Während die öffentlichen Gläubiger (Weltbank, Staaten) immer wieder unter Druck stehen, Schuldenmoratorien oder -erlasse zu verfügen, zeigen private Gläubiger wenig Interesse und Bereitschaft dazu.

Gemäss Afrodad ist die Verschuldung der SADC-Staaten (Southern African Development Community) von 39,2 Prozent der Wirtschaftsleistung 2011 auf 55 Prozent 2019 gestiegen (Afrodad 2020). Der enorme Kreditfluss in afrikanische Staaten gründet in der Finanzkrise 2008. Grosse Kapitalmengen wurden mangels Alternativen in gigantische Infrastrukturprojekte in Afrika investiert, abgesichert durch grosse Rohstoffvorkommen. Der Absturz der Rohstoffpreise, gefolgt von der Corona-Pandemie, führte viele afrikanische Staaten an oder in den Abgrund. Damit die Lösung der Schuldenkrise nicht nur den öffentlichen Geldgebern obliegt, fordert deshalb der Weltbank-Präsident die privaten Gläubiger auf, sich daran zu beteiligen. Oder in den Worten von Jürgen Kaiser von erlassjahr.de: «Ich als Steuerzahler möchte keine Verzichte in Kauf nehmen, damit BlackRock und die Deutsche Bank weiter kassieren können.» (Pelz 2020)