Vieles bleibt zu klären

Mascha Madörin
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Vor mehr als vier Jahren befassten wir uns in der Arbeitsgruppe feministische Makroökonomie1 mit der Modern Monetary Theory (MMT) und anderen Geldtheorien. Wie Knittler 2017 in ihrem Artikel (siehe gekürzte Version in diesem Heft) beschrieb, sahen wir die Ansätze von MMT und das Buch von Mary Mellor (2016) als Fensteröffner für das weitere Nachdenken über die zukünftige Finanzierung der Care Arbeit. Wir sahen auch die engen Grenzen von MMT in Sachen Finanzierung der Care Arbeit am Beispiel des argentinischen Projekts «jefes y jefas de hogar» (siehe Beitrag Knittler in diesem Heft).

Wie die beiden im Jahr 2020 neu erschienen Bücher von Kelton und Tcherneva zeigen, hat sich inzwischen die Sicht darauf, welche ökonomischen Möglichkeiten für Staatsausgaben bestehen und was finanziert werden könnte, ausgeweitet. Zwei Buchtitel illustrieren deutlich die Verschiebung der wirtschaftspolitischen Anliegen von MMT-Theoretiker*innen während der letzten zwanzig Jahre: Der Titel eines der ersten Bücher des MMT-Theoretikers L. Randall Wray lautete im Jahr 1998 Understanding Modern Money. The Key to Full Employment and Price Stability. Der neueste Buchtitel von Kelton (2020) enthält den Untertitel Modern Monetary Theory and the Birth of the People’s Economy. Der Anspruch, welche wirtschaftspolitischen Möglichkeiten MMT eröffnen kann, hat sich also verändert und bietet etliche Anhaltspunkte für die feministische Ökonomie – insbesondere was Überlegungen zur Finanzierung der Sorge- und Versorgungswirtschaft anbelangt (siehe Beitrag der Lesegruppe von Economiefeministe in diesem Heft).

Es ist gibt also gute Gründe für eine feministische Ökonomie, der Anwendbarkeit von MMT weiter nachzugehen. Dabei bleiben etliche Fragen zu klären, von denen hier einige kurz beschrieben werden.