Vom sozialen Wert der Gewerkschaften
Seit über hundert Jahren bis auf den heutigen Tag schliessen sich Erwerbstätige und Lohnabhängige in Gewerkschaften zusammen. Das Ziel ihrer Organisierung war und ist die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen wie auch das Erlangen von Rechten im Betrieb und/oder in den Branchen. So verhindern sie, gegeneinander ausgespielt zu werden. Indem die Gewerkschaften mit den Arbeitgebern Gesamtarbeitsverträge (GAV) aushandeln, wird die individuelle Lohnpolitik umgangen und reguliert. Ausserdem kämpfen gewerkschaftliche Organisationen in den Betrieben für Mitbestimmung – und sie machen ihren Einfluss auf die Politik geltend, wenn es um Fragen des Arbeitsrechts oder der sozialen Sicherheit geht. Spätestens seit der Finanzkrise in den Nullerjahren geniesst diese Arbeit der Gewerkschaften in vielen Ländern wieder sehr viel Rückhalt in der Bevölkerung.
Zudem ist in den letzten rund zwanzig Jahren die Arbeit von Gewerkschaften und ihr Einfluss auf Löhne und Beschäftigung bei Ökonom:innen auf zunehmendes Interesse gestossen: Damit hat sich eine erneuerte Ökonomik der gewerkschaftlichen Tradition ergeben. Fragen wie «Welchen Einfluss haben Gewerkschaften und Gesamtarbeitsverträge auf die Löhne?» oder «Was sind die Auswirkungen auf die Beschäftigung, die Produktivität und die Innovationstätigkeit der Firmen?» wurden und werden besonders intensiv untersucht. Der vorliegende Beitrag ist eine Zusammenfassung der Hauptaussagen der Metastudie Vom Wert der Gewerkschaften des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (Bühler/Lampart 2022). In der Publikation sind
auch ausführliche Quellenhinweise vor allem zu empirischen Studien und eine umfassende Einordnung der Literatur zu finden.