Weltgeld in einer neuen globalen Finanzordnung

Roland Herzog, Hans Schäppi
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Der Grossteil der Menschen verfügt über irgendein Verständnis von Geld. Auf wissenschaftlicher Ebene existieren sehr viele Theorien zu Geld. Dass Geld die Welt beherrscht, gilt als allgemeine Erkenntnis. Für die meisten Menschen ist Geld knapp, was für Millionärinnen und Milliardäre wohl nicht zutrifft. Doch gerade diese richten ihr Augenmerk auf die unablässige Vermehrung ihres in Geld gemessenen Vermögens. Diese Zielsetzung ist im Kapitalismus zentral. Geld ist auch nicht einfach irgendwie vorhanden, vielmehr wird Geld geschöpft. Als ein vornehmlich öffentliches Gut muss Geld reguliert werden, unterliegt jedoch immer wieder verschiedenen Privatisierungstendenzen. Wie diese Regulation zu geschehen hat oder ob Geld einfach dem Markt überlassen werden soll, darüber werden intensive Diskussionen geführt. Vorhanden sind heute dominierende Währungen in einem
kapitalistischen Weltmarkt. Dieser erstreckt sich über höchst unterschiedliche Staatsformen. In absehbarer Zeit wird jedoch kein Weltstaat entstehen. Dringend nötig ist hingegen ein neues transnationales Geldsystem mit Regulierungen auf dem Niveau der heutigen Krisen und anstehender Katastrophen. Unabdingbar dazu dürfte Weltgeld sein.

Was ist Geld?

Selbstverständlich ist Geld beim Tausch oder Handel wichtig. In der Geschichte gab es jedoch nie eine Gesellschaft, die auf blossem Warentausch basierte. Geld entstand als Aufzeichnung von Schulden und hat damit im Kern keinen Warencharakter, sondern wird staatlich gesetzt und ist damit chartaler Natur. Nach Minsky (1986, 228) muss Geld jedoch durchgesetzt und gebilligt werden. Geld institutionalisiert «gesellschaftliche Verhältnisse», die eine soziale Struktur bestimmen und reproduzieren (Hardt/Negri 2018, 233f.). Dieses Verständnis ist auch bei Marx vorhanden, doch er ging von einem Warengeld als allgemeinem Äquivalent mit verschiedenen Funktionen aus. Der Schwerpunkt seines Ansatzes lag allerdings bei der Verwandlung von Geld in Kapital sowie bei der Vermehrung des Kapitals über Mehrwert und Profit. Diese erfordern die Ausbeutung der Arbeitnehmenden, was Aneignung von Arbeitszeit über die Reproduktion des Arbeitsvermögens hinaus bedingt (Marx 2006, 253f.; Marx 2017, 115f.).