Wer hat das Geld – wer hat die Arbeit?

Käthe Knittler
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Die strukturelle ökonomische Ungleichheit von Männern und Frauen führt dazu, dass Geldpolitik oder geldbezogene Phänomene auch geschlechtsspezifische Auswirkungen haben, zum Beispiel auf die unterschiedliche Positionierung von Männern und Frauen auf Geld- und Finanzmärkten. Daneben stellen sich konzeptionell noch grundlegendere Fragen: Wo und wie entsteht Geld, und wer entscheidet über Geldströme? Diese Fragen sind eng damit verknüpft, was gesellschaftlich finanziert und produziert wird, was unfinanziert produziert wird und wer davon profitiert. Die Antwort auf diese Fragen – und ob sie überhaupt ins Blickfeld kommen – hängt wiederum davon ab, wie Geld theoretisch begriffen wird. Im Artikel werden zu Beginn grundlegende Überlegungen zum Verhältnis von Geld, Geschlecht und Wirtschaft angestellt. Anschliessend wird die Anschlussfähigkeit verschiedener Geldtheorien, insbesondere der Modern Monetary Theory (MMT) sowie der Kreislauftheorie des Geldes, für feministische Fragestellungen geprüft.

Geld bewegt die Welt, die bezahlte und die unbezahlte «Money is not gender neutral», schreibt Diane Elson bereits 1994. Geld ist ein soziales Verhältnis und als solches geschlechtlich strukturiert. Mit dieser Feststellung eröffnet sich ein breites Feld unterschiedlicher Analyseebenen. Dieses zieht sich von der Mikroebene, wo Paarbeziehungen auch über geldvermittelte Ungleichheiten durch Machtstrukturen geprägt sind, über die Analyse von Institutionen oder Teilmärkten wie dem Finanzmarkt bis hin zu Fragen der Geldschöpfung. Diese ist nicht zuletzt im Hinblick auf die Finanzierbarkeit von Care- und Reproduktionsarbeiten aus feministischer Perspektive relevant. In der feministischen Ökonomie geht es zum einen um quantitative Verteilungsfragen, also um geschlechtsspezifische Einkommens- und Vermögensunterschiede. Zum anderen geht es um eine qualitative Ebene, die sich über den Umstand manifestiert, dass ein Teil der kapitalistischen Produktion bezahlt und ein anderer unbezahlt erfolgt (Haidinger/Knittler 2014). Diese Trennung geht mit unterschiedlichen Wertigkeiten – was wird als produktiv angesehen und was nicht – einher, gleichzeitig bestehen zwischen beiden Sphären Wechselwirkungen und Abhängigkeiten: Die Entscheidung über Geldströme ist immer mit Fragen der Allokation und Distribution verbunden.